Presse/News | Wie entwickelt sich der Investmentmarkt für Gewerbeimmobilien
Die Entwicklungspipeline im Büro- und Einzelhandelsbereich ist heuer so schlecht gefüllt wie schon viele Jahre nicht mehr. So geht man für das Jahr 2019 am Büromarkt Wien von lediglich 42.000 m² und im Einkaufs- und Fachmarktbereich österreichweit von rd. 50.000 m² Fläche aus, die fertig gestellt und neu auf den Markt kommen wird. Da nur verkauft werden kann, was gebaut wird, viele der Objekte, die abgeliefert werden, schon in den vergangenen Jahren als sog. Forwards verkauft wurden, ist es für Investoren, die gewerbliche Investmentobjekte suchen, eine gewisse Herausforderung, an entsprechende Produkte zu kommen.
Diese Feststellung trifft zweifelsohne auf jene Investoren zu, für die ausschließlich neue Objekte in Frage kommen. Richtungsweisende Transaktionen wie beispielsweise der Verkauf des BDO Bürohaus am
neuen Hauptbahnhof oder der Verkauf des Austria Campus 2 am Praterstern belegen, dass es auch Ausnahmen gibt, aber verglichen mit der hohen Nachfrage ist das Angebot an neuwertigen Büroobjekten absolut unzureichend. Nicht viel anders stellt sich die Situation bei Einzelhandelsimmobilien dar, wo die rückläufigen Entwicklungszahlen flankiert von der starken online-Konkurrenz und der de facto zum Erliegen gekommenen Expansionstätigkeit der Einzelhändler auf die Investitionslaune der Investoren drückt.
Diese Produktenge bewirkt einerseits einen starken Druck auf die Spitzenrenditen, die im Bürobereich für erstklassige und langfristig vermietete Objekte in Top-Lagen Richtung 3 % tendiert. Andererseits
rücken vermehrt Bestandsobjekte, die schon den zweiten oder dritten Vermietungszyklus absolvieren, in den Fokus der Investoren. Da diese Objekte einen Renditeaufschlag von durchschnittlich 100 bis 200 Basispunkte bieten, sind sie für viele Investoren interessant, sofern die fundamentalen Parameter passen (Lage, technische Ausstattung, etc.).
Oft bieten diese in die Jahre gekommenen Objekte auch eine Konvertierungsphantasie, wobei die neue Wiener Bauordnung hier viele Entwicklungen erschwert.
Ähnlich verhält es sich im Einzelhandelssegment, wo einerseits Highstreet Objekte und Fachmarktzentren mit vorwiegender Nahversorgungsfunktion, die von der online Konkurrenz nicht so stark betroffen
sind, nach wie vor gefragt sind. Zum besonders nachgefragten Investmentprodukt haben sich Lebensmittelmärkte entwickelt, da diese oft recht lange Mietvertragsrestlaufzeiten aufweisen und vielfach als sehr
krisenresistent gesehen werden.
Insgesamt kann also festgehalten werden, auch wenn aktuell relativ wenig entwickelt und fertig gestellt wird, so verzeichnen wir auch im Gewerbeimmobilienmarkt sehr rege Transaktionstätigkeit, da der
Nachfrageüberhang verstärkt auf Bestandsimmobilien überschwappt.
Mag. Franz Pöltl FRICS,
Geschäftsführender Gesellschafter