Presse/News | Der Bewertungsstichtag in der allgemeinen Wirtschaftslage
Bereits bei den Überlegungen zu diesem Kommentar stellt sich die Frage, inwieweit die folgenden Ausführungen bei Erscheinen wieder überholt sein werden – davor sind wir in der derzeitigen Marktsituation nicht gefeit. Mehr noch – sahen wir Bewerter uns in den vergangenen Jahren mit einer teils enormen Marktdynamik bezogen auf Preisentwicklungen konfrontiert, so haben wir derzeit eine Marktsituation vor uns, die wohl seit langem einmalig ist.
Jede Wertermittlung bezieht sich auf einen konkreten Bewertungsstichtag. Zu diesem Zeitpunkt muss der Markt mit all seinen Einflüssen beschrieben, analysiert und beurteilt werden. Faktoren wie die allgemeine Wirtschaftslage, die Marktlage am Immobilienmarkt und die Preisentwicklung der Makro- und Mikrolage sind zu berücksichtigen, und im Hinblick auf die konkrete Liegenschaft zu beurteilen, um schließlich zu einem Verkehrswert zu gelangen.
Schon im Zuge der Pandemie wurde seitens der Gutachter die Bedeutung dieser Stichtagsbezogenheit hervorgehoben – zu unklar waren gerade in den ersten Monaten die möglichen Einflüsse auf die Märkte. Und nun, eigentlich in einer Phase des Aufschwungs aus dieser Krise, überlagern sich mehrere Faktoren: steigende Inflation seit 2021 und seit Jahreswechsel steigende Renditen österreichischer Bundesanleihen; die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und der Pandemie (z.B. Lockdown in Shanghai) verschärfen die Situation zusätzlich. Die Konsequenzen für die Immobilienwirtschaft sind mannigfaltig. Die EZB kündigt nun erste Maßnahmen an – immer vor dem Hintergrund der hohen Staatsschuldenquoten in der EU und auseinanderdriftender Staatsanleihe-Renditen der EU-Länder.
Umso mehr ist in dieser „Gemengelage“ auf das Stichtagsprinzip hinzuweisen: die Gutachter müssen sich auf die zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Fakten stützen. Und möglicherweise werden Wiederbewertungen in kürzeren Intervallen erforderlich, um auf das Marktgeschehen zu reagieren. In der EHL-Gruppe profitieren wir gerade in dieser Situation von unserer Marktnähe und dem laufenden Austausch mit unseren Kunden.
Kolumne entnommen aus Immobilien Magazin | Ausgabe 7-8.22